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  -  Pressebox   -  Fachkräftemangel in der IT-Branche

Rund 2.030.000 Ergebnisse spuckt Google bei dem Suchlauf „Fachkräftemangel in der IT-Branche“ aus. Auf dem Jobportal StepStone ergibt eine Suche mit dem Filter „IT“ aktuell 14.667 Treffer. Die Branche wächst stetig und damit ihr Appetit auf IT-Experten. Der Fachkräfte-Markt ist scheinbar ziemlich leergefegt.

Die rapide Globalisierung und Digitalisierung erhöht weltweit den Bedarf an Spezialisten, die mit immer differenzierteren Systemen arbeiten. Deshalb gebiert die Branche immer neue IT-Expertenprofile wie IT Security Analyst und Cyber Architekt, die es vor zehn Jahren noch nicht gab. Außerdem macht es die rasante Wachstumsgeschwindigkeit der digitalen Industrie dringender denn je, Fachkräfte mit spezifischem Knowhow an Bord von Unternehmen zu holen. Dabei gibt es ein Problem. Den Unternehmen scheint es vordringlicher zu sein, sich auf die aktuellen „Hot Topics“ zu fokussieren und sich mit den momentanen Herausforderungen der Branche auseinanderzusetzen, statt sich auf die breiteren, längerfristigen Anforderungen der Industrie zu konzentrieren. So geraten Unternehmen schnell ungewollt ins Stocken, sobald neue Innovationen Einzug halten, und kommen nicht mehr hinterher.

Selbsterzeugtes Vakuum

Der Nachschub an Hochschulabsolventen mit Mathematik-, Ingenieur- oder Informatik-Background ist mäßig und kommt nicht in der notwendigen Frequenz. Fachkräfte wieder anzuwerben, die der Branche einmal den Rücken gekehrt haben, ist auch keine langfristige Lösung. Die „älteren“ Systemen, mit denen diese Experten-Generation arbeiten kann, wird den Nachwuchs-Fachkräften kaum noch vermittelt werden. Deshalb versuchen Schulen mittlerweile dem bevorstehenden Mangel an IT-Affinität durch Computer-AGs oder Code-Clubs und dem allgemeinen Ausbau von Angeboten rund um die MINT-Fächer entgegenzuwirken.

Doch die Dauer der Ausbildungen und Qualifizierungen zukünftiger Fachkräfte verlangsamt den Zustrom von Absolventen in die Branche, was das Vakuum weiter verschärft. Klar, ihren großen Höhepunkt hatte die IT-Branche in Bezug auf Karrierechancen um die Jahrhundertwende. Tausende Fachkräfte überfluteten zu Zeiten des Millennium-Problems und der Dotcom-Blase die Branche, weil sie attraktiv und profitabel erschien. Doch das ist fast 20 Jahre her: Viele der IT-Skills, die die Branche populär gemacht haben, sind mittlerweile Standardanforderungen von gestern. Die vielen Fachkräfte mit ebendiesen Fähigkeiten haben dadurch konstant Angst vor Outsourcing, Offshoring oder Automatisierung. Die heranwachsende Generation der IT-Fachkräfte hat unterm Strich eine ganz andere Sorge. Eine, die es so auch in jeder anderen Branche gibt: „Kann mir die IT-Branche noch genug bieten?“ Und das ungünstiger Weise zu einer Zeit, in der Unternehmen nur so nach ihren neu erlernten Fähigkeiten schreien. Dass sich für diejenigen mit strategischem Knowhow auf hohem Niveau sowie eine Kombi aus IT- und Business-Expertise die besten Karrierechancen bieten, ist Fakt. Doch, ob diese Botschaft auch zu den zukünftigen Experten durchdringt, sei mal so dahingestellt.

Aus alt mach neu? Leichter gesagt als getan!

Nicht nur die fehlenden neuen Fachkräfte sind in der Industrie Grund zur Sorge, vor allem auch die älteren Kompetenzträger, deren Ausscheiden sich ankündigt. Das Wissen dieser Mitarbeiter wird gar nicht ersetzt oder kann nur schwer ersetzt werden. Die IT-Systeme mit denen den „alten IT-Hasen“ gelernt haben, bleiben jedoch häufig bestehen und der Fachleute-Pool, der in der Lage ist, diese entsprechend souverän zu bedienen, wird kleiner. Umfassende Einarbeitungen sind zeitaufwendig und resultieren im schlimmsten Fall in kurzzeitigen Projektstopps.

Technologie und Fortschritt warten leider auf niemanden. Anforderungen an IT-ler werden nicht weniger, da Unternehmen auf allerlei neue Technologie-Züge aufspringen müssen, um dem Wettbewerb weiterhin die Stirn bieten zu können. Die wenigen Fachkräfte, die die gefragten High-End-Fähigkeiten besitzen, werden auch in Zukunft gesucht – und zwar überall auf der Welt.

Das Aufgabenfeld wächst: Ein Mitarbeiter mit dem Wissen von dreien

Während zum Beispiel Coding-Skills in den Hintergrund rücken, werden Unternehmen sich schon bald mehr auf breiter gefächerte Mitarbeiter-Fähigkeiten konzentrieren müssen, um Markterfolge zu sichern. Die Aufgabenfelder der Mitarbeiter sollten sich schon jetzt über verschiedene Bereiche wie Big Data Analytics, Produktentwicklung, UX-Design, allgemeinen Geschäftssinn und Marketing erstrecken.

Die Nachfrage nach Absolventen, die sowohl mathematische Fähigkeiten als auch Kreativität besitzen – eine Kombi, die beispielsweise für Big Data Analystics notwendig ist – steigt unaufhörlich. Die vermehrte Nutzung von SaaS zum Beispiel, ist nichts Neues und die Auswirkungen, die daraus für zukünftige Jobs hervorgehen, sind noch nicht komplett geklärt. SaaS-Plattformen kreieren datengesteuerte Lösungen, doch um aus der Datenflut Mehrwert und Sinn zu schaffen, braucht es eine Vielzahl verschiedener Fähigkeiten. Fachkräfte müssen zukünftig nicht nur managen, sondern auch analysieren können und die Ergebnisse vor allem auch auf das eigene Geschäftsumfeld anwenden können.

Von Bewerbern wird in der IT-Branche heutzutage offensichtlich schmerzhaft viel verlangt und doch scheint es für die folgende Generation nicht anders auszusehen, eher steigen die Anforderungen noch weiter. Neulinge und Absolventen müssen nicht nur ein solides Basiswissen in MINT-Fächern vorweisen, sondern müssen in jedem Fall höchst anpassungsfähig, kreativ und analytisch sein. Die richtige Mischung aus MINT-Knowhow und Soft Skills ist für viele Unternehmen ausschlaggebend. Viele Bewerber weisen zwar die erforderlichen MINT-Kenntnisse auf, haben jedoch kaum oder keine Soft Skills, die für viele Unternehmenskulturen erforderlich sind. Im Gegenzug müssen natürlich auch die Einstellungsanreize stimmen. Ohne eigenen Aufwand aus dem Unternehmen wird die Suche nach der perfekten Fachkraft ansonsten keine Früchte tragen.

Das Gute an den immer steigenden Anforderungen: Die IT-Experten von morgen werden sich nicht mehr mit „banalen“ Aufgaben herumschlagen müssen, da diese sowieso Stück für Stück automatisiert werden. Da kommen dann früher oder später neue Banalitäten auf sie zu.

Fest steht, dass Datenanalyse, Marketingwissen und weitere ähnliche Fähigkeiten das Herzstück zukünftiger IT Job-Anforderungen bilden werden. Hat hier jemand eierlegende Wollmilchsau gesagt?

Wenn „gut sein“ nicht reicht

Immer wichtiger werdende Themen wie Datensicherheit und Cloud-Computing erfordern ein hohes Innovations- und somit auch Weiterbildungstempo. Den Spagat zwischen neuen Anforderungen und aktualisierten Qualifikationen zu schaffen, ist nicht einfach. Deshalb müssen Unternehmen sich verpflichtet fühlen, in Weiterbildungen zu investieren. Nur so kann aus gegebenem Potenzial gesuchte Kompetenz werden.

Gibt es ihn, oder gibt es ihn nicht? Streitfrage Fachkräftemangel

Geht es nach den Unternehmen, ist die Frage klar mit „ja“ zu beantworten. Wendet man sich hin zu jobsuchenden Fachkräften, schütteln diese sicherlich den Kopf und verneinen. Ist es mit dem Fachkräftemangel vielleicht wie mit dem Geschmack – es lässt sich nicht darüber streiten? Es gibt Unternehmen, die schlichtweg utopische Vorstellungen von neuen Fachkräften haben: möglichst jung aber äußerst erfahren und finanziell leicht zufriedenzustellen. So liegt das Problem manchmal vielleicht auch in den unrealistischen Wunschvorstellungen der HR-Abteilungen. Die Attraktivität der Region, in der das suchenden Unternehmen liegt, spielt ebenfalls eine Rolle bei der Erfolgsquote. Die Gründe für und gegen Mangel sind vielfältig und liegen wohl schlussendlich im Auge des Betrachters.

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  • Ein redaktioneller Beitrag für die Ausgabe 3/2018 der ALSO POINT.