Der DDR Wortschatz – über Broiler, Grobmüll und Kosakendollar
Zum 25-jährigen Mauerfall-Jubiläum mag so manch einer einen Schallplattenunterhalter bestellt haben, um gebührend zu feiern. Andere haben zur Feier des Tages vielleicht einen Broiler verspeist und für ein paar Kosakendollar eine Dose Bier in der Kaufhalle gekauft. Ihnen ist nicht ganz klar, worum es geht?
Das liegt daran, dass es zahlreiche Ausdrücke im DDR-Alltag gab, die den „Wessis“ nie untergekommen sind. Die „Sprache der DDR“ kann grob mit einem regionalen Dialekt verglichen werden. Es sind keine grammatikalischen Veränderungen, die zu bemerken sind, sondern Unterschiede im Wortschatz. Im politisch-ideologischen und wirtschaftlichem Bereich ebenso wie bei Begriffen aus Berufsleben, Bildung und Kultur. Anders als in der Sprachevolution, bei der neue Wörter, hergeleitet aus anderen Sprachen, auftauchen und ebenso wieder verschwinden, wurden die Unterschiede im Wortschatz der DDR oft bewusst herbeigeführt. Beste Beispiele sind Wörter wie Rotlichbestrahlung für politische Propaganda und Parteichinesisch oder Kaderwelsch (Wortspiel mit „Kauderwelsch“) für den „politisch korrekten“ Sprachgebrauch.
Eigentlich ist es doch ganz logisch: Ein anderer Alltag bringt andere Ausdrücke mit sich. So war der uns bekannte Sperrmüll in der DDR Grobmüll und Dolmetscher waren als Sprachmittler bekannt. Die sozialisitische Einheitspartei (SED) war außerdem sehr bemüht, Einflüsse aus dem Englischen fernzuhalten. So wurde aus einem Hamburger die Grilletta und aus dem Hotdog die DDR-Variante Ketwurst.
Heute sind viele von diesen 800 bis 1400 DDR-spezifischen Wörtern nicht mehr im Gebrauch. Manche sind in unsere Standardsprache übergegangen, andere überleben regional. Fakt ist, dass viele DDR-Bürger „Westdeutsch“ wie eine Art Zweitsprache lernen mussten. Zum einen, weil es andere Begriffe gab, zum anderen, weil gleich aussehende Wörter unterschiedliche Bedeutungen haben konnten (z.B. Freiheit).
Ach ja, zu den Begriffen im ersten Absatz: Einen Schallplattenunterhalter kennen wir heute als DJ, ein Broiler ist ein knuspriges Brathähnchen. Eine Bezeichnung für die DDR-Mark ist der Kosakendollar und die Kaufhalle ist ganz einfach ein Supermarkt. Falls ich jetzt Ihr Interesse für das „andere Deutsch“ geweckt habe, können Sie mit diesem Buch noch tiefer eintauchen und gegen das Vergessen ankämpfen: DDR-Slang
Bleiben Sie wortgewandt!
Ihr Wortschätzchen